Blüte und Blätter der Langenauer Stangenbohne

Langenauer Stangenbohne

Wie die Bohne zu Ihrem Namen kam

Die Sortenbezeichnung Langenauer Stangebohne lässt sich mit größter Wahrscheinlichkeit auf unser Langenau zurückführen, dass schon seit den Jungsteinzeitbauern (4000 bis 2000 vor Christus) wegen seiner wasserreichen und fruchtreichen Gegend besiedelt wurde. 50 nach Christus waren es dann die Römer, die die Kelten verdrängten und sich nach und nach niederließen. Die römischen Bauern zogen Gemüse aller Art, pflanzten Obstbäume und beschäftigten sich mit Viehzucht. Die Stangenbohne jedoch, die ursprünglich aus Südamerika nach Europa kam, war damals noch nicht dabei. Ob die Stangenbohne in Langenau überhaupt für den Handel angebaut wurden, ist fraglich. In der Langenauer Geschichtsforschung werden unter anderem Roggen, Hafer und Kartoffeln erwähnt. 1840 waren es neben Flachsanbau vorwiegend Runkelrüben , Rotklee und Hülsenfrüchte. Nachdem Prinz Eugen 1717 die Türkenkriege beendet hatte, waren weite Landstriche in Ungarn (Banat) kaum besiedelt. Kaiserliche Speditionsbüros warben Siedler aus ganz Süddeutschland, auch aus Langenau, das damals zur Herrschaft Ulm zählte. Durch die Donauschifffahrt wurde Ulm im 18. Jahrhundert somit zu einem großen Sammelplatz für die vielen Auswanderer.

Für die Ausreisenden war es üblich als Andenken an die Heimat verschiedenes Saatgut mitzunehmen, das ihnen durch regelmäßigen Anbau im Hausgarten vertraut war und für die erste Zeit in der Ferne eine gewisse Nahrungsgrundlage bot. So kam die alte „Haussorte“ mit der Ulmer Schifffahrt in das Banat. Von dort erhielt die Sorte ihren Namen, so wie es viele anderer, lokale ortsbezogene Gemüse- und Obstbezeichnungen gibt (Albecker Birne, Ulmer Zwiebel, Filderkraut und viele andere).

Braungefleckte Bohnen auf weißem Grund

Anleitung zur Kultur

Stangenbohnen sind so unkompliziert anzubauen wie Buschbohnen, haben aber den großen Vorteil, dass sie wesentlich mehr Ertrag bringen. Die Aussaat erfolgt entweder über eine Vorkultur, die bereits Anfang Mai vorgenommen werden kann. Wer streng nach dem Mondkalender arbeitet, wählt einen Fruchttag. Die Anzucht ist dann vor Vögeln oder Schnecken geschützt. Das Ausbringen der Jungpflanzen erfolgt nach den Eisheiligen, wieder an einem Fruchttag. Eine Direktaussaat sollte auf jeden Fall erst nach den Eisheiligen, wieder an einem Fruchttag vorgenommen werden und kann bis Ende Juni gehen. Mit der ersten Ernte kann nach 8 bis 12 Wochen gerechnet werden. Ein Bohnenbeet kann meist über viele Jahre am gleichen Platz errichtet werden. Pro Stange wird mit etwa fünf bis acht Körner gerechnet, die zwei bis drei Zentimeter tief in die Erde gelegt werden. Die „Langenauer Stangenbohne“ die aus dem Saatgut Archiv des VEN (Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt e.V.) stammt und dort seit 2014 betreut wird, ist eine sehr ertragsreiche Sorte und zählt mit circa drei Meter zu den Hochwüchsigen. Ihre Blüten sind zart violett und die Schoten grün, lila gesprenkelt. Die Fisole hat einen „ur-bohnigen“ Geschmack, keine Fäden und ist somit für Suppe und als Gemüse gut geeignet.

Ein Hoch auf die Stangebohne

Der Ertrag bei Stangenbohnen ist bestimmt 10-mal so hoch wie bei Buschbohnen (auf die Bodenfläche bezogen). Deshalb ist der Anbau von Stangebohnen in kleinen Gärten besonders zu empfehlen. Allerdings ist darauf zu achten, dass die Stangen die Nachbarbeete nicht zu sehr beschatten und am Wachstum hindern. Je öfter geerntet wird, desto mehr Ertrag hat man.

Blätter und Blüte der Langenauer Stangenbohne

Pflegetipps

Das Holz der Bohnenstangen vorher gut mit Pflanzenöl (Speiseöl, Firnis, altes Frittierfett) imprägnieren. Diese Behandlung vor jeder Saison wenigstens an den Spitzen. Am besten man stellt die Bohnenstangen mit der Spitze für eine gewisse Zeit in einen Behälter (Eimer) mit Pflanzenöl, den Rest einpinseln. Bei minimaler Pflege halten die Stangen 15 Jahre und länger. Bei Stangenbohnen hat sich eine Beetbreite vom 90 Zentimetern als sehr praktisch erweisen. Ab drei Metern Beetlänge ist eine Querverstrebung angebracht. Bei weniger Platzbedarf lassen sich die Bohnenstangen auch zu einem Tipi gestalten. Man bindet fünf bis sechs Stangenbohnen, im Uhrzeigersinn in einer Richtung zusammen.

Der VEN

1986 gründeten Enthusiasten und Besorgte den Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt (VEN e.V.). Er bildet ein Netz aus zahlreichen Menschen in ganz Deutschland, die vom Verschwinden bedrohte Sorten in ihre gärtnerische Obhut nehmen, Saatgut vermehren, ihre eignen Gemüsesorten genießen und Freude daran haben, diese in ihrer Qualität zu erhalten oder weiter zu entwickeln. Mitglieder und interessierte Gärtner erhalten Einblick in das jährlich aktualisierte Saatgutangebot der Erhalter und Sortenpaten des VEN, zusammengetragen in der „Saatgutliste.“ Weitergegeben werden in erster Linie traditionelle Landsorten und Regionalsorten und Eigenentwicklungen sowie ehemalige Handelssorten. Regelmäßig seit 1999 lobt der VEN ein „Gemüse des Jahres“ aus. Der Anbau dieser ausgewählten Kultur wird gefördert und in der Historie dokumentiert. Weitere Informationen und Antrag zur Mitgliedschaft unter www.nutzpflanzenvielfalt.de

Langenauer Stangenbohne im Stadtpark Wörth

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